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Es geschieht schon wieder und Europa bzw. Deutschland schaut untätig dabei zu, wie ein afrikanischer Herrscher Paul Biya die englischsprachige Bevölkerung in Kamerun unterdrückt, bekämpft und tötet. Die Krise in Kamerun geht nun schon seit über einem Jahr und in Deutschland wird kaum darüber gesprochen oder berichtet. Für die Betroffenen ist dies sehr traurig und enttäuschend.

 

 

Es fing ganz harmlos an, als im Oktober 2016 die Anwälte in South Cameroon in den Streik traten. Die Anwälte beklagten die systematische Ausrottung der Rechtsprechung der Anglophones „Common Law“. 



Kundgebung der Anglofon Anwälte Oktober 2016

 

Im November 2016 schlossen sich dem Streik die Lehrer in den anglofonen Gebieten an. Sie beschwerten sich über die Entsendung von französischsprachigen Lehrern in ihre Landesteile, die offensichtlich die englische Sprache nicht beherrschten. Als die Anwälte und Lehrer von den Polizisten und Gendarmen brutal zusammengeschlagen wurden, kam die Frustration unter der Zivilbevölkerung zum Ausbruch, die sich im Laufe der Jahrzehnte gegenüber den Machenschaften der frankofonen Regierung angestaut hatte. So werden Anglofone von Toppositionen in der Verwaltung meistens ausgeschlossen. Schlüsselministerien werden mit Frankofonen besetzt. Viele staatliche Dokumente werden nur in Französisch veröffentlich obwohl das Land zwei Amtssprachen hat (Englisch und Französisch).

In der Folge kam es zu Kundgebungen in den großen anglofonen Städten Bamenda und Buea. Die Regierung reagierte mit Gewalt auf die Unmutsbekundungen. Soldaten schossen mit scharfer Munition auf die Demonstranten, bei denen mehreren Zivilisten getötet wurden. In wenigen Tagen verhafteten die Polizisten hunderte von Menschen.  

Bei diesen Protesten ging es auch um die hohe Arbeitslosigkeit, Preiserhöhungen, einseitige Verteilung des Reichtums des Landes, die Korruption und das starre „Neokolonialregime“ des 85 jährigen frankofonen Paul Biya, der Kamerun seit 1982 mit eiserner Hand führt.

 

Die „Leader“ der anglofonen Bewegung forderten mehr Autonomie und die Rückkehr zum Föderalismus. Dies wurde nach der Vereinigung 1961 zunächst praktiziert, allerdings 1972 von dem damaligen Regierungschef Amadou Ahidjo im Alleingang abgeschafft.

 

Die Regierung bemühte sich zunächst Dialoge mit den „Leadern“ zu führen und gleichzeitig diese zu bestechen. Als diese die Bestechungsversuche der Regierung ablehnten, wurde der Dialog im Februar 2017 abrupt beendet, die Leader verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Mit Glück schafften es einige der Leader aus dem Land zu fliehen. Sogar der Abgeordnete Joseph Wirba, der sich traute das Thema im Parlament anzusprechen, musste ebenso flüchten, denn es ist strikt untersagt die Anglofon-Krise im Parlament anzusprechen.

Die Regierung Paul Biyas setzte das Internet in der englischsprachigen Region aus, um die Bevölkerung zu isolieren und die Kommunikation untereinander zu unterbinden. Die Armee Paul Biyas nutzte die Internetblockade, um viele Zivilisten in brutalen Nachtaktionen von ihren Familien zu entreißen, sie ohne richterlichen Beschluss zu verhaften, oder sogar zu töten.

 

Seit dem hat sich die Lage verschärft. Die anglofone Bevölkerung wurde zu zivilem Ungehorsam aufgerufen. Einmal in der Woche gibt es ‚Geisterstädte‘, wo die Läden, die Märkte und alle sozialen Aktivitäten lahm gelegt werden. Die Schulen sind seit November 2016 geschlossen. Die Gerichte funktionieren nicht mehr. Lehrer und Anwälte streiken.

Der englischsprachige Teil des Landes ist weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Das tägliche Leben ist fast lahmgelegt.

 

 

Die andauernde gewaltsame Unterdrückung der friedlichen Proteste durch die Regierung hat zu einer Radikalisierung der Zivilbevölkerung der englischsprachigen Region geführt. Als Antwort darauf haben nun die Separatisten am 1.Oktober 2017 einen unabhängigen Weststaat „Ambazonien“ gegründet. (Ambazonien, nach dem kurzzeitigen britischen Protektorat in der Ambas-Bucht im Golf von Guinea). Sisiku Ayuk rief sich bei der Unabhängigkeitserklärung zum Präsidenten Ambazoniens aus. An diesem Tag demonstrierte die anglofone Bevölkerung überall in den englischen Landesteilen mit Friedenspflanzen in der Hand. Die Regierung reagierte mit massiver Gewalt. Es wurde auf Demonstranten geschossen, teilweise von Helikoptern aus. Alleine an diesem Tag wurden über 200 Menschen getötet, ca. 600 sind vermisst, über 1000 verhaftet und Massengräber sind an einigen Orten gesichtet worden. Genaue Zahlen gibt es nicht, da die Regierung keine Stellungnahme abgibt. 

Southern Cameroonians (Anglophones) Protesting on 1st Oct. 2017

 

Barrister Nalowa Bih visiting Southern Cameroonian
refugees in Cross River state Nigeria

Food donation from Southern Cameroonian
diasporans acoss the world


Nach Medienberichten sind über 40.000 anglofone Kameruner aufgrund der Verfolgung und massiven Tötungen nach Nigeria geflohen. UNCHR meldet 17.000 Registrierungen. 

Die Leader der anglophonen Freiheitsbewegung, denen die Flucht ins benachbarte Nigeria gelang, stellten sich neu auf und agierten von dort aus.

Am 5. Januar 2018 trafen sich zwölf Leader der Freiheitsbewegung in einem Hotel in Abuja der Hauptstadt Nigerias, um zu besprechen, wie den 40.000 südkamerunischen Flüchtlingen in Nigeria geholfen werden kann. Sie wurden in einer spektakulären Aktion vom nigerianischen Geheimdienst DSS ins Gewahrsam genommen. Es wird vermutet, dass Paul Biya von Kamerun und die nigerianische Regierung einen Deal zur Verhaftung und Überstellung an Kamerun gemacht hatten. Viele internationale Krisenorganisationen schlugen nach der Verhaftung sofort Alarm, da Kamerun und Nigeria eigentlich keinen Auslieferungsabkommen haben. Die nigerianische Regierung gewährt niemanden Zugang zu den Inhaftierten. Nicht einmal die Anwälte oder die Familien der 12 Inhaftierten dürfen mit ihnen reden. Niemand weiß, wo der Geheimdienst die Leader versteckt hat. Weder die nigerianische noch die kamerunische Regierung haben ein Statement zur Festnahme der Leader abgegeben. Alles ist merkwürdig und vieles ist ungewiss!

 

In Mamfé, dem Geburtsort von Sisiku Ayuk, soll es ein Trainingscamp für Unabhängkeitskämpfer geben. Mehr als 700 Tote soll es in Kamerun bisher auf beiden Seiten gegeben haben.

Daraufhin erklärte Präsident Biya den Südkamerunern den Krieg, mit der Begründung die nationale Integrität schützen zu wollen. Er erklärte die Südkameruner zu „Terrorristen“ und ließ seine Armee weiterhin brutal gegen die Bevölkerung vorgehen. Die Armee verwüstet ganze Dörfer und legt sie in Schutt und Asche. Alte Menschen, die nicht entfliehen können, werden bei den Brandanschlägen des Militärs sogar bei lebendigem Leib verbrannt. Zivilisten werden auf offener Straße ohne Grund erschossen.

Um seinen Völkermord zu vertuschen, hat Präsident Biya dieses Jahr das Internet in der englischsprachigen Region zwei Mal gekappt und alle unabhängigen Journalisten mundtot machen lassen, so dass keine Live-Berichte an die internationalen Medien dringen sollten. Was hat die Biya-Regierung noch alles vor? Das Böse hat einen Ziehvater und der heißt Frankreich. Frankreich ist und bleibt der „Vorherrscher“ für viele afrikanische Staaten, weil Frankreich nichts in Afrika aufbaut, sondern nur ausraubt und herunterwirtschaftet, dabei gezielt mit Bestechungen arbeitet und die lokalen Stämme und Regionalregierungen gegeneinander ausspielt, worunter Millionen von Menschen so zu leiden haben, wie man sich das in Europa gar nicht vorstellen kann.

 

Die Menschenrechte werden massiv verletzt. Die Zustände in den Gefängnissen sind katastrophal und menschenunwürdig. Es gibt von Amnesty International viele Berichte über die Menschenrechtsverletzungen in Kamerun.

 

Biya`s military (BIR)  torturing Southern Cameroonians (Anglophones)

Wie schon in den Jahren zuvor, aber nun so heftig wie noch nie, hat die Biya-Diktatur auf grausamste Weise unterstrichen, wie wertlos das Leben der anglofonen Bevölkerung für sie ist. Das Schweigen der mehrheitlichen Frankofonen in Kamerun zu dieser Tragödie ist befremdlich und nicht zu erklären. Wir wollen daran erinnern, dass das, was sich gerade in South Cameroon abspielt ein Genozid ist. Auch in der frankofonen Hauptstadt Jaunde, also nicht nur auf dem Gebiet von South Cameroon, wird die anglofone Bevölkerung schon massenweise verfolgt, verhaftet, gefoltert und entführt. Es herrscht totaler Terror, nur weil der Diktator Paul Biya an der Macht bleiben will und es nicht an die Weltöffentlichkeit dringen soll, dass er das Land für ausländische Konzerne ausraubt, wofür sie ihn kräftig entlohnen. Die Südkameruner werden ausgeraubt und systematisch ausgerottet, weil es in ihrem Gebiet sowohl die meisten Rohstoffe gibt, als auch die Bevölkerung auf demokratische Reformen drängt.

 

Gott beschütze und segne Südkamerun

 

Gott segne Afrika